Das erste Ziel soll ein Waffenstillstand in der Ukraine sein, alles andere sollte erst danach verhandelt werden. So wichtig nukleare Abrüstung, Rüstungskontrolle und vertrauensbildende Maßnahmen sind - und durch den Krieg noch viel wichtiger wurden - diese Themen bedürfen eigene Verhandlungen, erst nach einem erfolgreichen Waffenstillstand.
Zum einen würden diese Themen die eh schon enorm schwierigen Waffenstillstandsverhandlungen weiter erschweren und verkomplizieren. Verhandlungen über nuklearer Abrüstung und Rüstungskontrolle waren bisher nie leicht und selten schnell erfolgreich. Es gibt keinen Anlass zu erwarten, dass es diesmal anders werden würde. Doch die Ukrainer*innen können hierauf nicht warten. Auch könnten Verhandlungen über nukleare Abrüstung und Rüstungskontrolle einen Ausweg für Putins Regime aus dem Krieg erschweren, da sie den Gesichtsverlust ggf. nur noch erhöhen. Das heißt diese Themen mit in die Waffenstillstandssverhandlungen zu nehmen, würde deren Erfolg unwahrscheinlicher machen.
Zum anderen beziehen sich Waffenstillstandsverhandlungen und Verhandlungen zu nuklearer Abrüstung und Rüstungskontrolle auf unterschiedliche Zeithorizonte. Während bei Ersterem ein Waffenstillstand binnen Tagen oder Wochen stehen würde, wären Maßnahmen zur nuklearen Abrüstung und Rüstungskontrollen auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte ausgelegt. Diese Themen mit in die Waffenstillstandsverhandlungen zu nehmen, würde ein Ende des Krieges wahrscheinlich erheblich verschleppen.
Zuletzt und eng mit diesen Punkten verbunden, ist auf keiner Seite das Maß an Vertrauen vorhanden, das für einen Vertrag über nukleare Abrüstung, vertrauensbildende Maßnahmen im klassischen Sinne und Rüstungskontrolle notwendig ist. Das Vertrauen muss erst wieder aufgebaut werden, erst durch einen stabilen Waffenstillstand und dann durch einen nachhaltigen Frieden.
Insgesamt sollten Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine nicht mit Verhandlungen über Rüstungskontrolle, nukleare Abrüstung und vertrauensbildende Maßnahmen verbunden werden. Sie können maximal parallel erfolgen, wobei auch dies die Lage verkomplizieren könnte. Nach einem Waffenstillstand hingegen können und müssen sie auf einen nachhaltigen Frieden folgen. Aber auch erst dann.
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